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Samstag, 12. Juni 2010

Frau Holle

Keine Sorge, ich bin nicht etwa versehentlich in der falschen Jahreszeit gelandet oder an den Polarkreis umgezogen. Ganz genau genommen geht es auch weniger um die federbettenschwenkende Dame aus dem grimmschen Märchen, sondern um die “alte” Frau Holle, die germanische Göttin Hulda, Holda oder auch Holla.

 

Der Holunder wurde lange Zeit als “Baum” (eigentlich ist es ja ein Strauch) dieser alten Schutzgöttin verehrt und in vielen ländlichen Regionen war es noch lange Zeit wichtig, einen Holunder zum Schutz von Haus und Hof auf dem Grund zu haben. Er wurde mit Respekt behandelt und niemandem wäre es in den Sinn gekommen, einen Holunder einfach so zu fällen. Oft wachsen diese Sträucher an alten Schuppen oder Ställen. Und so war es auch bei uns. Hinter dem alten Hühnerstall hatte er sich ein Plätzchen gesucht.

 

Hier seht ihr ein (doch tatsächlich Frau Holle-mäßiges) Bild vom alten Hühnerstall im Januar 2009; im Hintergrund kuschelt sich der Holunder an die Seitenwand.

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Ich hatte schon ein wenig Angst, er würde es uns übel nehmen, wenn wir ihm “seinen” Hühnerstall quasi unter dem Hintern abreißen und so ein klein wenig abergläubisch war ich dann auch. Unser neues Haus wird gebaut und Frau Holles Baum geht anschließend ein? – Das war eine etwas gruselige Vorstellung.

 

Jetzt ist es Juni 2010 und seht selbst:

 

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Unserem “Schutzbaum” geht es also prächtig und seine Blüten duften herrlich. Und einmal ganz davon abgesehen, dass Frau Holle uns offenbar wohlgesonnen ist, hat so ein Holunder im Garten noch viel mehr Vorteile.

 

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Die Blüten sind nicht nur sehr hübsch und duften herrlich, sie sind auch sehr lecker, als Sirup zum Beispiel. Der nagelneue “alte” Erntekorb wurde also mit Holunderblüten eingeweiht.

 

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Gut 50 Dolden habe ich gesammelt und der Strauch hing so voll, dass ich nicht einmal eine Leiter dafür brauchte. Die Dolden wanderten zusammen mit Wasser, Zucker, Zitronensäure, Zitronen- und Orangenscheiben in einen großen Topf.

 

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Nach drei Tagen geduldigem Warten wird alles durch ein feines Mulltuch abgegossen und noch einmal kurz aufgekocht und schon hat man dann den Sommer in Flaschen eingefangen. Und so hat Frau Holle, auf ganz verschlungenen Wegen, eben doch so einiges mit dem Sommer zu tun.

1 Kommentar:

  1. Lecker! Und sehr schön Bilder zeigst Du!

    Hab auch ein kleines Glas Holunderbeerensirip geschenkt bekommen, kannte das vorher gar nicht. Schmeckt wirklich sehr gut.

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