Jeder der schon mal irgendwo in der Öffentlichkeit mit Spinnrad oder Handspindel zugange war kennt diesen, meist von Gekicher gefolgten, Satz zu genüge. Mir macht das nichts aus, er ist einfach nur nicht sonderlich originell und die fast ebenso unorigingelle Standard-Antwort. "Ja stimmt, und bei mir kommt sogar etwas dabei heraus." Folgt auch schon halbautomatisch. Dicht gefolgt in den Sprüche-Charts ist dieser übrigens von der Feststellung gesetzterer Herren gegenüber der Angetrauten. "Du kannst das auch ohne Rad." Und den Fragen: "Können Sie auch Stroh zu Gold spinnen?" oder "Woran hat Dornröschen sich gestochen?" Lustig fand ich gestern auch den Satz einer Mutter zu Ihrer kleinen Tochter: "Guck mal, eine Prinzessin." Ein wenig sehr weit her geholt, oder? Oder muss ich jetzt in Zukunft all meine Spinnkolleginnen mit "Eure königliche Hoheit" ansprechen?
Jedenfalls kann ich solche Dinge sehr gelassen über mich ergehen lassen, meistens finde ich sie ohnehin einfach nur amüsant. Ein wenig genervt war ich allerdings, als ein älterer Herr meinte, mir in den voll laufenden Spinnflügel greifen zu müssen, offenbar um zu provozieren, dass mir der Faden reißt, nachdem er sich natürlich vorher erkundigte "Und was machen Sie dann?" Er hat von meinem treuen Schacht ordentlich eines auf die Finger bekommen. Geschieht ihm recht. Wer in diesem Alter immer noch derartig schlecht erzogen ist, dem gehört einfach was auf die Finger.
Insgesamt hat mir der Tag viel Spaß gemacht, die vielen Kinder und all die Leute, die ganz fasziniert vom Spinnen waren, viele interessierte Fragen, manchmal leicht wehmütige Blicke und die Erklärung, man könne sich noch erinnern, wie die Großmutter immer am Spinnrad saß. Manchmal habe ich den Eindruck die Leute sehnen sich ein wenig die "alten Zeiten" herbei in denen das Leben weniger technisiert und langsamer war - natürlich auch härter, aber das wird in leicht verklärter Romantik ganz gerne mal übersehen.
So habe ich also den Nachmittag gestern verbracht: